Im Detail des dritten RFLL-Seminars in Norrbotten
- DUST

- 4. Juli
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In Norrbotten trafen sich kürzlich Teilnehmer zum dritten Regional Future Literacy Lab (RFLL). Dort gestalteten sie die Zukunft der Region mit, indem sie mithilfe des E-Demokratie-Tools Pol.is Stellungnahmen für eine breitere öffentliche Diskussion formulierten . Aufbauend auf den Erkenntnissen früherer Sitzungen wurden die Teilnehmer aufgefordert, Entwürfe politischer Stellungnahmen in Schlüsselbereichen wie Wohnen, öffentlicher Verkehr, Landnutzung, Energie, Sozialfürsorge und Kultur zu überprüfen und zu verfeinern. Jede Stellungnahme konnte kritisiert und neu formuliert werden, um besser widerzuspiegeln, was den lokalen Gemeinschaften wirklich wichtig ist.
Wohnen: Über den Bau hinaus, hin zur Gemeinschaft
„Die Wohnungspolitik sollte die Entwicklung von Einfamilienhäusern und Ferienhäusern in ländlichen Gebieten in ganz Norrbotten fördern“, im Gegensatz zu „Die Wohnungspolitik sollte große Wohnungsbauprojekte in städtischen Gebieten/Hauptstädten und Kleinstädten von Norrbotten fördern“.
Diese ersten Aussagen gegenüber Pol.is sprechen Bände darüber, wie wichtig Wohnraum ist, insbesondere die Bereitstellung von bezahlbarem und lebenswertem Wohnraum in der vielfältigen Landschaft Norrbottens. Die Gespräche spiegeln die Komplexität wider, die mit dem Bau nicht nur von mehr Wohnraum, sondern auch von besseren Gemeinden verbunden ist.
Zu den Vorschlägen gehörte, Kommunen zu ermutigen, Grundstücke zu erwerben und sozial vernetzte Stadtteile zu entwickeln. Auch finanzielle Mechanismen wurden diskutiert, etwa die Verpflichtung von Banken, Hypothekendarlehen in ländlichen Gebieten zu unterstützen, oder die Möglichkeit, dem Staat die Gewährung von Kreditgarantien in Gebieten zu ermöglichen, in denen Bauvorhaben derzeit riskant oder unrentabel sind.
Die Teilnehmer diskutierten über Genehmigungsverfahren und Küstenschutzgesetze und plädierten für mehr Flexibilität im ländlichen Raum. Sie erörterten außerdem Ideen für alternative Eigentumsmodelle, bezahlbaren Mietwohnungsbau und Pilotprojekte zur Erprobung neuer Ansätze.
Das Problem verlassener Häuser wurde wiederholt thematisiert. Forderungen nach einer Bestandsaufnahme und dem Engagement der Bevölkerung für eine Umnutzung dieser Gebäude wurden laut. Ferienhäuser waren ein weiterer Streitpunkt: Während einige sie als Entvölkerung ländlicher Gemeinden betrachteten, betonten andere ihre wirtschaftliche Rolle. Vorschläge umfassten Steuerreformen und eine Unterscheidung zwischen Einwohnern und Nicht-Einwohnern.
Öffentlicher Verkehr: Zugang, Effizienz und Innovation
Mobilität ist im ländlichen Raum von entscheidender Bedeutung. Die Teilnehmer äußerten unterschiedliche Meinungen zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs in Norrbotten. Einige plädierten für einen Ausbau der Angebote und eine bessere Anbindung ländlicher und städtischer Gebiete, während andere effizientere, zuverlässigere und flexiblere Systeme sowie eine Priorisierung des Stadtverkehrs forderten.
Zu den Ideen gehörten die Einrichtung weiterer Haltestellen in ländlichen Gebieten, die Einführung von Expressbussen zwischen wichtigen Verkehrsknotenpunkten und die Einführung eines einheitlichen Fahrkartensystems für alle Betreiber. Die Teilnehmer schlugen außerdem vor, dass der öffentliche Nahverkehr nicht nur den Pendlerverkehr, sondern auch Freizeit, Besorgungen und das soziale Leben – wichtige Bestandteile des Alltags – unterstützen sollte.
Schulen und Gesundheit: Dienstleistungen in der Gemeinde verankern
Es herrschte große Einigkeit über die Bedeutung lokaler Schulen und Gesundheitsdienste. Viele befürworteten kleine Schulen für Kinder aller Altersgruppen in ländlichen Gebieten und schlugen sogar vor, das bestehende Modell zu ändern und Stadtkindern den Schulbesuch auf dem Land zu ermöglichen. Auch die Verbesserung des Status von Lehrkräften wurde als wichtig für die Gewinnung von Talenten angesehen. Es wurde vorgeschlagen, den Schwerpunkt auf pädagogische Fähigkeiten statt nur auf formale Qualifikationen zu legen.
Im Gesundheitswesen war Gerechtigkeit ein zentrales Thema: Qualitativ hochwertige Versorgung sollte für alle zugänglich sein, unabhängig vom geografischen Standort. Die Teilnehmer erkannten die Vorteile der Telemedizin an, betonten aber, dass weiterhin ein physischer Zugang zur Versorgung erforderlich sei, beispielsweise in kleinen Kliniken oder in Pflegeheimen.
Landnutzung und Energie: Auf der Suche nach einem nachhaltigen Gleichgewicht
Politische Stellungnahmen zu Landnutzung und Energie ermutigen die Teilnehmer oft, binäre Denkweisen zu hinterfragen und stattdessen Nuancen zu berücksichtigen. Anstatt sich beispielsweise zwischen großflächiger und kleinflächiger Forstwirtschaft zu entscheiden, plädieren viele für ein Gleichgewicht. Sie erkennen an, dass beide ihre Aufgaben erfüllen, kleinflächige Aktivitäten jedoch mehr Unterstützung und großflächige Aktivitäten strengere Regulierungen benötigen, um erhebliche Umweltschäden zu vermeiden.
Ähnliches gilt für die Landwirtschaft: Die Teilnehmer wünschten sich finanzielle Anreize und politische Unterstützung für Kleinproduzenten sowie einen ganzheitlicheren Ansatz für die gesamte Kette von der Produktion bis zum Verbrauch, einschließlich der Verarbeitung und der lokalen Nutzung (z. B. zum Heizen).
Was erneuerbare Energien betrifft, befürworteten die meisten die Energiewende, äußerten jedoch Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit von Batterien und der langfristigen Auswirkungen einiger Technologien. So herrschte beispielsweise große Einigkeit über die Umstellung des Verkehrs auf erneuerbare Energien, blieb jedoch Skepsis hinsichtlich der Nachhaltigkeit von Batterien für Elektrofahrzeuge bestehen. Der Abbau von erneuerbaren Energien galt unterdessen nur unter schwedischer Eigentümerschaft, strengen Umweltauflagen und mit aktiver Beteiligung der lokalen Bevölkerung als akzeptabel.
Die Windkraft hat einige der heftigsten Reaktionen hervorgerufen. Viele waren der Meinung, dass Norrbotten bereits mehr als seinen Anteil zum schwedischen Energiebedarf beiträgt und dass neue Projekte begrenzt, kleinräumig und mit Bedacht geplant werden sollten.
Kultur: Identität und Offenheit bewahren
„Die Kultur im ländlichen Raum soll durch Investitionen in Theater, Film und Kunst florieren“ und „Kulturzentren sollten nur in städtischen Gebieten angesiedelt werden“.
Das kulturelle Leben im ländlichen Raum wurde als vital, aber auch gefährdet beschrieben. Die Teilnehmer betonten, dass lokale Traditionen wie das Gemeindetheater ( Revyer ) oft auf engagierte Freiwillige oder Eldsjälar angewiesen seien , aber chronisch unterfinanziert seien. Während einige der Meinung waren, dass kulturelle Aktivitäten auch in größeren Städten unterfinanziert seien, äußerte die Gruppe breite Unterstützung für die Gewährleistung des Zugangs zur Kultur in der gesamten Region. So bestand beispielsweise ein starker Wunsch, ländliche Kulturinitiativen zu unterstützen und auszubauen, neben der Erkenntnis, dass das Interesse an Kunst und Kultur oft bereits in der Schule beginnt.
„Die Zunahme der Zahl englischsprachiger Einwohner und multikulturelle Traditionen sollten unterstützt werden“, anstatt „ländliche Gemeinden sollten lokale schwedische Traditionen bewahren, nicht multikulturelle Einflüsse.“
Debatten über Multikulturalismus und Traditionen offenbarten Spannungen. Zwar herrschte Einigkeit darüber, dass ausländische Arbeitskräfte angeworben werden müssen, doch viele Gemeinden hatten Schwierigkeiten, die Migranten nach ihrer Ankunft zu unterstützen. Gründe dafür waren unter anderem der eingeschränkte öffentliche Nahverkehr, der fehlende Zugang zu Führerscheinen oder die soziale Isolation.
Geschlechterrollen
„Traditionelle Geschlechterrollen sollten die ländliche Gesellschaft nicht länger bestimmen“ vs. „Traditionelle Geschlechterrollen sollten im ländlichen Raum erhalten bleiben.“
Die Diskussion über Geschlechterrollen war ebenso differenziert. Trotz der breiten Unterstützung für Gleichberechtigung bleiben traditionelle Normen im öffentlichen Raum sichtbar. Die Teilnehmer schlugen vor, politische Maßnahmen neu zu gestalten, um sowohl den Wunsch nach Veränderung als auch die nach wie vor bestehende Realität zu berücksichtigen.
Künstliche Intelligenz und Digitalisierung
„Der Alltag in Norrbotten soll stark von künstlicher Intelligenz und Digitalisierung beeinflusst werden“ im Vergleich zu „Der Ausbau künstlicher Intelligenz und Digitalisierung soll eingeschränkt werden.“
Digitalisierung und künstliche Intelligenz wurden als Potenzial gesehen, allerdings nur, wenn eine grundlegende Infrastruktur wie ein zuverlässiges Internet vorhanden ist. In Gebieten, in denen selbst mobile Daten begrenzt sind, schlugen die Teilnehmer Alternativen wie Service-Desks mit digitalem Support-Personal vor.
Das dritte RFLL in Norrbotten unterstrich die Bedeutung des öffentlichen Dialogs und der direkten Auseinandersetzung mit politischen Ideen – nicht nur als Mechanismus zur Politikentwicklung, sondern als Möglichkeit, tiefere Hoffnungen, Sorgen und Kompromisse an die Oberfläche zu bringen. Die Teilnehmer gaben nicht nur Feedback, sondern hinterfragten Annahmen, äußerten Widersprüche und schlugen Ideen vor, die auf lokalen Gegebenheiten basierten. Sehen Sie, wie diese Bemühungen im letzten RFLL in Norrbotten gipfelten!
