Von Erkenntnissen bis hin zur Politik: das 4. RFLL in Stara Zagora!
- DUST

- 19. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Das vierte Regional Future Literacy Lab (RFLL) in Stara Zagora bot einen anregenden Einblick in die Zukunftsvisionen der lokalen Gemeinschaften und die politischen Strategien, die ihnen dabei helfen könnten. Aufbauend auf ersten Thesen, die in früheren Workshops entwickelt und von Pol.is getestet wurden, präsentierte das RFLL die beliebtesten (und unbeliebtesten) Ideen der Region und bot anschließend Gelegenheit zur Reflexion und Diskussion.
Im Mittelpunkt der Diskussionen standen drei zentrale Themen: Bildung und kritisches Denken, Digitalisierung und lokale Entwicklung sowie wirtschaftliche Dezentralisierung durch Berufsausbildung.
Bildung und kritisches Denken
Eine der wichtigsten Botschaften des RFLL war die Sorge darüber, wie Bildung junge Menschen auf eine sich verändernde Welt vorbereitet. Die Teilnehmer stellten fest, dass eine übermäßige Nutzung digitaler Werkzeuge die Fähigkeit der Schüler zu kritischem Denken und sozialer Interaktion gefährden könnte. Der aktuelle Lehrplan lässt wenig Raum für Debatten, Diskussionen oder Philosophie und schränkt damit die Möglichkeiten zur Stärkung analytischer und staatsbürgerlicher Kompetenzen ein. Darüber hinaus fühlen sich viele Lehrkräfte nicht darauf vorbereitet, innovative Methoden einzusetzen, die die Schüler besser auf eine ungewisse Zukunft vorbereiten würden.
Das zentrale Ziel besteht daher darin, die Studierenden besser auf den sich wandelnden Arbeitsmarkt vorzubereiten und ihnen die Fähigkeit zu vermitteln, sich anzupassen, kritisch zu denken und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dieses Ziel kann durch die folgenden politischen Empfehlungen unterstützt werden:
Entwicklung einer nationalen Strategie zur Integration kritischen Denkens und staatsbürgerlicher Bildung in Schulen, um sicherzustellen, dass die Schüler auf die demokratische Teilhabe und die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt vorbereitet sind.
Führen Sie regelmäßige Lehrerfortbildungen zu partizipativen und digitalen Lernmethoden durch und unterstützen Sie so Pädagogen dabei, ein Gleichgewicht zwischen Technologie und Dialog zu finden.
Fördern Sie außerschulische Aktivitäten und Bürgerworkshops, um soziale Kompetenzen zu stärken, Debatten anzuregen und das Engagement in der Gemeinschaft zu steigern.
Digitalisierung und lokale Entwicklung
Da Stara Zagora die Kohleindustrie hinter sich lässt, sehen viele die Region als potenzielles Zentrum für digitale Innovationen. Dem stehen jedoch mehrere Hindernisse im Weg: Schulen und Institutionen mangelt es oft an moderner Ausstattung, was zu erheblichen Qualifikationsdefiziten bei den Schülern führt. Der Mangel an gemeinsamen Arbeitsbereichen erschwert die Förderung von Startups und die Zusammenarbeit. Teilnehmer nannten zudem begrenzte Finanzmittel als anhaltendes Hindernis für digitale Inklusion und Innovation auf lokaler Ebene.
Das übergeordnete Ziel besteht in diesem Zusammenhang darin, inklusives digitales Wachstum und die Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze in der Post-Kohle-Wirtschaft zu gewährleisten. Um dies zu erreichen, sind nicht nur Investitionen in Technologie erforderlich, sondern auch in die Fähigkeit der Menschen, diese effektiv zu nutzen. Die folgenden politischen Empfehlungen wurden ausgesprochen, von denen viele Vorschläge für die Bildung widerspiegeln:
Organisieren Sie schulübergreifende Workshops zur Entwicklung digitaler, sozialer und kritischer Denkfähigkeiten und stellen Sie sicher, dass die Schüler anpassungsfähig, vielseitig und somit belastbar sind.
Aktualisieren Sie den Lehrplan und die Lehrmethoden, sodass digitale Tools Kernkompetenzen wie Schreiben, Diskutieren und Analysieren unterstützen und nicht ersetzen.
Bereitstellung strukturierter digitaler Schulungen für Lehrer bei gleichzeitiger Förderung der Zusammenarbeit mit Anbietern von Bildungstechnologien, um sicherzustellen, dass die Technologien auf die tatsächlichen Bildungsbedürfnisse abgestimmt sind.
Wirtschaftliche Dezentralisierung und Berufsbildung
Die Diskussion drehte sich auch um die Frage der wirtschaftlichen Lebensfähigkeit der Region. Die Teilnehmer argumentierten, dass staatliche Beschränkungen die Fähigkeit der lokalen Behörden einschränken, effektiv auf die Bedürfnisse ihrer Gemeinden zu reagieren. Gleichzeitig bestehe weiterhin eine Lücke zwischen Ausbildung und Arbeitsmarkt, sodass viele junge Menschen keine Chance auf eine stabile Beschäftigung hätten. Eine schwache Infrastruktur erschwert die Bemühungen, Talente zu halten, zusätzlich und trägt zur Entvölkerung und zum regionalen Niedergang bei.
Ein zentrales Ziel besteht in diesem Zusammenhang darin, die lokale Wirtschaft wiederzubeleben und die Abwanderung zu verringern, indem die Regionen ihre Entwicklung stärker selbst bestimmen können. Um dieses Ziel zu erreichen, unterbreiteten die Teilnehmer folgende politische Empfehlungen:
Dezentralisieren Sie die Industrie und befähigen Sie die lokalen Regierungen, an ihre Volkswirtschaften angepasste Richtlinien, Steuermaßnahmen und Unterstützungsmaßnahmen zu entwickeln.
Förderung gemeinsamer Investitionen in die Berufsbildung durch Kommunen, Arbeitgeber und Bildungsministerium, um Fähigkeiten mit echten Beschäftigungsmöglichkeiten in Einklang zu bringen und die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen.
Politische Ideen mit echten Chancen verbinden
Nachdem alle Empfehlungen vorgestellt worden waren, luden die Moderatoren Entscheidungsträger und Beamte ein, darüber nachzudenken, wo diese Ideen praktisch umgesetzt werden könnten. Sie skizzierten Möglichkeiten auf EU-, nationaler, regionaler und lokaler Ebene sowie in sektorübergreifenden Bereichen, in denen eine Zusammenarbeit zu mehr Wirkung führen könnte.
EU-Ebene
Relevante Bereiche sind der Mechanismus für einen gerechten Übergang, der Europäische Sozialfonds+ und der Aktionsplan für digitale Bildung. Die Vorschläge der Teilnehmer zu digitaler Bildung und Infrastruktur sowie der Fokus auf Dezentralisierung passen gut hierher. EU-Fördermittel sind ein starker Motor sowohl für Bildungsreformen als auch für die regionale Entwicklung, allerdings nur, wenn sie mit nationalen Strategien für Zugang und Ressourcenverteilung abgestimmt sind.
Nationale Ebene
Wichtige Rahmenwerke sind die Nationale Bildungsstrategie, die Berufsbildungspolitik und die Strategie für den digitalen Wandel. Damit verbunden sind politische Empfehlungen zur Lehrplanreform, um kritisches Denken und staatsbürgerliche Bildung zu integrieren und so den Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden. Auch die Lehrerausbildung und die Integration digitalen Lernens werden empfohlen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die meisten Reformen eine ministerienübergreifende Koordination erfordern. Während die systemische Inflexibilität Herausforderungen mit sich bringt, sahen die Teilnehmer Chancen in nationalen Konsultationen und Pilotprojekten.
Regionale Ebene
Chancen bieten regionale Entwicklungspläne und Bildungsinfrastrukturprogramme. Vorschläge wie eine MINT-orientierte Ausbildung und eine stärkere regionale Autonomie in der Wirtschaftsentwicklung könnten hier umgesetzt werden. Regionale Behörden sind gut aufgestellt, um Pilotinitiativen zu testen, eine stärkere Koordination zwischen Kommunen und Regionalämtern ist jedoch unerlässlich.
Lokale Ebene
Kommunale Programme, Jugenddienste und Unternehmensförderung bieten direkte Einstiegspunkte. Geeignete Ideen sind außerschulische Aktivitäten und Bürgerforen, gemeinsame Arbeitsräume und Weiterbildungsinitiativen sowie Partnerschaften zwischen Kommunen und Unternehmen zur beruflichen Weiterbildung. Die lokalen Behörden sind flexibel und können schnell handeln, allerdings sind aufgrund der knappen Haushaltsmittel Partnerschaften mit NGOs und privaten Akteuren unerlässlich.
Chancen auf verschiedenen Ebenen
Abschließend betonten die Teilnehmer den Wert öffentlich-privater Partnerschaften, von NGOs geleiteter Innovation und EU-finanzierter Pilotprojekte. Als besonders vielversprechend wurden Bereiche wie digitale Innovationszentren oder Bildungskonsortien angesehen, die die Möglichkeit bieten, experimentelle Governance-Modelle auf mehreren politischen Ebenen zu testen.
Mit diesem Labor schloss die RFLL-Reihe in Stara Zagora ab. Vor dem Ende des Treffens einigten sich die Teilnehmer jedoch auf mehrere konkrete Folgemaßnahmen. Regionale Entwicklungsagenturen verpflichteten sich beispielsweise, bestehende Bildungs- und Wirtschaftsinitiativen zu erfassen und mit EU- und nationalen Förderprogrammen zu verknüpfen. Gleichzeitig versprachen die Kommunalbehörden, Pilotprojekte für außerschulische politische Bildung und digitale Kompetenzen an lokalen Schulen zu starten und einen Dialog mit Unternehmen über den Bedarf an Berufsbildungsmaßnahmen aufzunehmen.
Verfolgen Sie DUST weiterhin, um die Entwicklung einiger dieser Empfehlungen zu verfolgen und zu erfahren, was in anderen Regionen diskutiert wird.
