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Wie sich junge Menschen die Zukunft der Lausitz vorstellen: Erkenntnisse aus den RFLL-Workshops 1 und 2.

Wie können junge Menschen den Übergang zu mehr Nachhaltigkeit in ihrer Region beeinflussen? Was schätzen sie am meisten an ihrem alltäglichen Umfeld und was bereitet ihnen Sorgen hinsichtlich der Zukunft?


Dies waren zentrale Fragen, die in den ersten Regionalen Zukunftslaboratorien für Alphabetisierung (RFLL) untersucht wurden, die in der Lausitz mit Unterstützung der BTU Cottbus-Senftenberg und Humaju – Humanistisches Jugendwerk Cottbus stattfanden .


In der Lausitz haben wir die Dinge etwas anders angegangen. Aufgrund der Terminkalender der Teilnehmenden und des praxisorientierten Ansatzes wurden die RFLL-Workshops 1 und 2 zu einem Tag intensiver Zusammenarbeit zusammengefasst. Anstatt die beiden Workshops zu trennen, konnten die Teilnehmenden nahtlos zwischen der Reflexion ihrer Alltagserfahrungen und der Vision, wie die Lausitz in den kommenden Jahren aussehen könnte, wechseln. So entstand ein fundierter und offener Dialog darüber, was den Bewohnern wirklich wichtig ist.


Nachhaltigkeit im Alltag und lokale Transformationen

Ausgangspunkt des gemeinsamen Workshops war eine Reihe von Nachhaltigkeitsthemen, die vom Team vorab definiert wurden. Diese reichten von ländlichem Leben und polyzentrischen Siedlungsmustern über Jugendfreizeitzentren, neue Stadtviertel, öffentliche Räume, Mobilität und Grünflächen .


Ein kurzes Quiz regte ein Gespräch an, und die Teilnehmer erkannten schnell die Themen, die in ihrem Alltag am deutlichsten sichtbar waren:


  • die Schließung lokaler Geschäfte und der Aufstieg von Lieferdiensten,

  • Mobilitätseinschränkungen – insbesondere unzuverlässige oder langsame öffentliche Verkehrsmittel,

  • Mangel an alternativen Mobilitätsmöglichkeiten in ländlichen Gebieten

  • Schwierigkeiten beim Zugang zu Kinderbetreuung, Jugendarbeit oder sozialen Diensten

  • neue Schlüsselprojekte, wie beispielsweise die Entwicklung des Bahnhofs und der Universität,

  • Bedenken hinsichtlich der Verwendung regionaler Ressourcen und Strukturanpassungsfonds.


Mobilität, Zugänglichkeit, Zugang zu Dienstleistungen und Lebensqualität in den Stadtvierteln erwiesen sich immer wieder als übergreifende Themen.


Wie werden diese Veränderungen wahrgenommen?

Die Teilnehmer verknüpften diese Themen nicht nur mit Infrastruktur, sondern auch mit tieferliegenden Fragen der Zugehörigkeit, Identität und Zukunftsperspektiven. Viele junge Menschen äußerten:


  • Abhängigkeit von privater Mobilität für den Zugang zu Bildung und Arbeit

  • Sorgen über steigende Preise und Wohnungsnot ,

  • den Wunsch, in ihren Gemeinschaften verwurzelt zu bleiben und gleichzeitig den Zugang zu Chancen zu behalten,

  • Besorgnis über die alternde Bevölkerung und den Verlust sozialer Einrichtungen

  • eine starke Wertschätzung für Jugendräume, Gemeindegruppen und die lokale kulturelle Identität – insbesondere das sorbische Erbe.


Interessanterweise traten keine größeren Meinungsverschiedenheiten auf. Stattdessen herrschte unter den Teilnehmern ein überraschend einheitliches Verständnis darüber, was die Region braucht und was auf dem Spiel steht.

Aufbauend auf dieser Reflexion diskutierten die Teilnehmenden, welches Thema den zweiten Teil des Workshops prägen sollte. Dabei kristallisierte sich ein übergreifendes Thema heraus: Mobilität, Erreichbarkeit und Lebensbedingungen in der Region. Dies bildete den Ausgangspunkt für die Arbeit an „wahrscheinlichen Zukunftsszenarien“ und „wünschenswerten Zukunftsszenarien“, die im zweiten Teil des Workshops durchgeführt wurde.


Gemeinsam die Zukunft gestalten

Im zweiten Teil des Workshops konnten die Teilnehmer drei „wahrscheinliche“ Zukunftsszenarien entwickeln, die die aktuelle Dynamik widerspiegelten – von einer stark konzentrierten Region in Cottbus über eine ausgewogenere polyzentrische Landschaft bis hin zu einer grüneren, naturnahen Lausitz.

Anschließend formulierten sie ihre bevorzugte Zukunft:


Eine Region, in der ländliche Gebiete lebendig bleiben , in der Wohnraum bezahlbar ist , in der öffentliche Räume den sozialen Zusammenhalt stärken und in der Mobilität die Chancen junger Menschen und die regionale Identität eher ermöglicht als einschränkt .


In allen Zukunftsszenarien sahen sich die Teilnehmer als Experten ihrer eigenen Alltagserfahrungen und nicht als passive Empfänger von Planungsentscheidungen.


Was wir über die Teilnahme gelernt haben

Der kombinierte Workshop bot zahlreiche Erkenntnisse für das RFLL-Design:


  • Die Teilnehmer engagieren sich stärker, wenn sie über alltägliche Realitäten sprechen , als über abstrakte politische Sprache.

  • Werkzeuge zur gemeinsamen Entwicklung von Narrativen sind unerlässlich; offene Fragen allein reichen nicht aus, um gemeinsame Zukunftsvisionen zu erschaffen.

  • Eine klare Erläuterung der Methode hilft, Erwartungen an eine „Schulungseinheit“ zu vermeiden und stattdessen die kollaborative Kreativität zu betonen.

  • Das Vertrauen war groß, vor allem weil die Teilnehmer bereits über Jugendzentren und lokale Initiativen Verbindungen zur Gemeinschaft hatten.

  • Eine vielfältigere Repräsentation – einschließlich Politikern – könnte die Perspektiven in zukünftigen Seminaren erweitern.


Blicken wir nach vorn

Der gemeinsame Workshop WS1-WS2 lieferte wertvolle Einblicke in die lokale Lebensrealität. Diese Perspektiven prägten die nachfolgenden RFLL-Sitzungen in der Lausitz und trugen dazu bei, dass Zukunftsvisionen die Realitäten der Region widerspiegelten: ihre Mobilitätsherausforderungen, die Perspektiven ihrer Jugend, ihre kulturelle Identität und ihren tiefen Wunsch nach einer besser vernetzten und lebenswerten Zukunft.

 
 
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